Ich habe aktuell leider wenig Zeit, mich regelmäßig in Foren sehen zu lassen. Vielen Dank erst einmal für die netten Wünsche.
Aber natürlich möchte ich noch darauf eingehen, warum ich mich nun nach nur 2 Jahren von meinem Arkana trenne und warum ich mich damit auch von Renault verabschiede. Ich möchte damit weder gegen noch für den Arkana sprechen, hoffe aber, dass Interessenten meine Ausführungen in ihre Überlegungen einbeziehen. Achtung, das hier könnte etwas länger werden.
Grundsätzlich mag ich meinen Arkana. Von den vielen Autos verschiedener Marken, die ich in den letzten 35 Jahren gefahren bin, immerhin inklusive Dienstwagen 23 an der Zahl, war der Arkana imho der optisch ansprechendste. Besonders das von mir gefahrene Sondermodell finde ich auch heute noch todschick.
Im Vorfeld habe ich mir auf Basis meines Fahrprofils auch intensiv Gedanken gemacht, welcher Arkana es sein soll, und mich dann letztendlich für den Vollhybriden entschieden. Eine Wahl, die ich heute so nicht mehr treffen würde.
Am Anfang war ich allerdings auch sehr zufrieden und hatte auch viel Spaß, leider häufen sich aber in letzter Zeit immer mehr die Dinge, die mir den Spaß an meinem Arkana immer mehr verleiden. Alles für sich nur Kleinigkeiten, aber zusammengenommen bin ich doch zunehmend genervt.
Deshalb habe ich nun entschieden, obwohl ich noch einen laufenden Garantie- und Wartungsvertrag bis zum 5. Jahr habe, mich von meinem Arkana zu trennen.
Grund 1: Das Motormanagement
Ja, bis zum Rückruf im vergangenen Jahr hat dieses gut und unauffällig funktioniert. Grundsätzlich passiert der Wechsel zwischen Verbrennungsmotor und Elektro sehr unaufgeregt und fast unmerklich. Die Schaltpunkte waren anfangs perfekt, viel besser hätte ich es auch nicht gekonnt.
Dann aber wurde im Rahmen einer Servicemaßnahme im vergangenen Jahr eine neue Software für das Getriebesteuergerät aufgespielt. Seitdem sind die Schaltpunkte des Verbrenners für mich absolut nicht mehr nachvollziehbar und regen mich zunehmend auf. Leider hat man aber keinen wirklichen Einfluss auf den Zeitpunkt, wann das Vierganggetriebe des Vierzylinder-Saugermotors in den nächsthöheren Gang schaltet, auch der Trick, mal kurz vom Gas zu gehen um dem Fahrzeug mitzuteilen, dass der Beschleunigungsvorgang beendet ist, funktioniert leider nur sporadisch. Und so dreht der Motor oft viel zu hoch und verbleibt in diesem hohen Drehzahlbereich, was für eine unangenehme Geräuschkulisse im Fahrzeug sorgt. Ich neige bereits dazu mit meinem Auto zu sprechen, ob es nicht langsam mal hochschalten möchte. Besonders im Stadtverkehr kann ich das Auto nicht überreden, bei konstant 50 km/h einen Gang hochzuschalten. Das Getriebe schaltet konsequent erst bei 57-60 km/h in den nächsthöheren Gang und läuft bis dahin mit unnötig hoher Drehzahl. Noch schlimmer ist es oft noch auf Landstraße oder Autobahn, wo mich der Motor dann regelrecht anbrüllt, aber nicht hochschaltet. Ein Zurücksetzen des Getriebesteuergeräts im Rahmen des letzten Service brachte leider keine Besserung. O-Ton Renault: Stand der Technik.
Grund 2: Vollhybrid - Stadtverkehr Top, Langstrecke Flop
Da ich hauptsächlich auf der Landstraße (nur kurz bis zur Stadtgrenze) und in der Stadt unterwegs bin, habe ich mich seinerzeit bewusst für den Vollhybriden entschieden. Und während diese Technologie auf der Landstraße eigentlich keinen großen Einfluss oder Nutzen auf den Verbrauch hat, war die Entscheidung für die Stadt goldrichtig, denn hier fahre ich zwischen 60-70% rein elektrisch. Läuft der Verbrenner, nervt er aber wie oben geschrieben.
Mehrfach im Jahr geht es aber auch auf längere Strecken. Hier läuft dann in der Regel der Verbrenner, unterstützt vom Elektromotor. Ich fahre auch sehr gern mal etwas schneller, wo dann die lediglich 4 Gänge für den Verbrenner eher kontraproduktiv bezüglich des Verbrauchs und der Geräuschentwicklung sind. Laut Tacho läuft mein Arkana übrigens gut 190 km/h.
Darüber hinaus wird aber auch offenbar der Elektroantrieb nie komplett abgekoppelt. Bei Geschwindigkeiten über 150 km/h saugt der Arkana konsequent die Fahrbatterie des Elektroantriebs bis auf 0 leer, ein Ladung erfolgt bei diesen Geschwindigkeiten offenbar nicht mehr.
Grund 3: Lademanagement der 12 Volt Batterie
Dieses Problem zieht sich durch alle Fahrzeugtypen bei Renault und Dacia, und wie ich zu meinem Entsetzen feststellen musste, haben die das sogar in die Elektrofahrzeuge übernommen. Wer am Tag mindestens 30-40 km fährt, wird von dem Problem vermutlich nichts mitbekommen. Ich jedoch fahre lediglich 16-20 km, und das dank Homeoffice auch nicht mehr jeden Tag, und hier schlägt das Problem mit voller Wucht zu. Da die Batterien heute nicht mehr unter allen Fahrzuständen geladen werden, erhält die 12 Volt Batterie einfach nicht genug Ladung. Und statt die Ladung der 12 Volt Batterie an die der Fahrbatterie zu koppeln, hat man einfach das Lademanagement der Verbrenner übernommen und die vorhandene Ladetechnik einfach ignoriert. In Folge muss ich die Batterie wenigstens 1-2x im Monat per Ladegerät nachladen.
Nur als Story am Rande, meine Frau fährt einen vollelektrischen Twingo, auch dort hat Renault das Problem 1:1 übernommen. Während andere Hersteller die 12 Volt Batterie bei Ladung der Fahrbatterie an der Wallbox mit laden, was ja durchaus Sinn macht, hat der Twingo das Lademanagement des Verbrenners geerbt. Die Folge ist, dass die 12 Volt Batterie des Twingos, welcher ja per Definition ein Kurzstreckenfahrzeug ist, nach etwas mehr als einem Jahr komplett tot war und ersetzt werden musste. Ich überwache diese jetzt und muss auch diese nun regelmäßig nachladen. Nach gerade mal drei Wochen war auch die neue Batterie bereits wieder auf 40% Ladung gefallen.
Auch bei den beiden aktuellen Dacia Sanderos in der Familie haben wir das gleiche Problem.
Was mich aber richtig wütend macht, dass Renault dieses Problem komplett ignoriert und sogar noch nie etwas davon gehört haben will. Dabei sind die Foren voll davon.
Grund 4: Abstürze Easylink
Mein Easylink im Arkana hängt sich regelmäßig auf. Manchmal muss ich es allein auf einer Fahrt mehrfach durch langen Druck auf den Ausschalter resetten, damit es Eingaben wieder akzeptiert. Beim letzten Service wurde mir deshalb eine neue Softwareversion eingespielt, was die Situation aber nicht verbessert hat. Auch das kabellose Apple CarPlay hängt häufig, hier gleiches Vorgehen.
Ein OTA Update hat mein Fahrzeug noch nie erhalten, auch nicht für die Karten.
Grund 5: Qualität der Assistenzsysteme
Die größten Probleme macht die Verkehrszeichenerkennung. Diese zeigt sowohl in meiner näheren Umgebung als auch auf der Langstrecke zu 80-90% falsche Geschwindigkeiten an, Zusatzschilder werden zu gut 98% komplett ignoriert. Dazu hängt sie sich auch gern mal auf, so darf ich mal auf der Autobahn nur 50 fahren, ein anderes Mal hätte ich quer durch Berlin 120 fahren dürfen.
Das Spurhalten des Autobahn- und Stauassistenten ist für mich nur ein netter Versuch, einerseits pendelt das Fahrzeug innerhalb der Spur ständig hin und her, anderseits lenkt er einen auch gern auf die Linie um sich umgehend zu beschweren, ich würde zu dicht an der Linie fahren. So ist man häufig am Gegenlenken.
Der Fernlichtassistent fährt in Ortschaften und bei Gegenverkehr gern mal mit Fernlicht und blendet oft viel zu spät ab.
Die Rückfahrkamera ist bei Dunkelheit sehr schlecht und kaum eine Hilfe. Auch so ist deren Auflösung nicht gerade berauschend.
Fazit
Ich habe mich nun nach reiflicher Überlegung entschieden, auf ein vollelektrisches Fahrzeug umzusteigen. Der ursprüngliche Plan war allerdings, trotzdem bei Renault zu bleiben, weshalb ich den neuen Scenic Probe gefahren bin. Allerdings hat der mich auf der Probefahrt nicht ganz abgeholt und deshalb gemischte Gefühle hinterlassen. Trotzdem wäre ich bereit gewesen, meinem Händler einen vollausgestatteten Scenic abzunehmen.
Warum nun doch nicht? Mein Händler, leider der einzige in der näheren Umgebung, kauft bereits seit knapp einem Jahr keine Hybride und keine vollelektrischen Fahrzeuge an, nicht mal wenn er dieses selbst verkauft hat und dafür seine Bilanz mit dem Verkauf eines hochpreisigem, vollelektrischen Fahrzeugs aufmöbeln kann. Und da ich weder Lust habe, für den Kauf/Service des neuen Fahrzeugs kilometerweit zu fahren noch den Arkana selbst zu verkaufen, habe ich mich anderweitig umgeschaut und mich nun für einen Volvo entschieden. Der Händler kauft meinen Arkana zu einen fairen Preis an, natürlich mache ich trotzdem einiges an Verlust.
Mein Wunschfahrzeug durfte ich zwei Tage Probe fahren und hat mich restlos überzeugt. Die Bestellung läuft und er dürfte nächsten Monat geliefert werden. Es wird ein Volvo EX40 Twin Motor AWD Performance Ultra in der Black Edition. Dann darf ich auch endlich wieder 1,8 Tonnen ziehen. Von meinem Arkana bleibt ein wenig Zubehör übrig, was ich hier demnächst in den Verkaufsbereich stelle.
Ich danke für den netten Austausch hier und wünsche allen weiter viel Spaß mit ihrem Arkana.